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Wie gefährlich sind Mikrowellen wirklich?

Wie gefährlich sind Mikrowellen wirklich?

Praktisch, schnell und bequem kalte oder tiefgefrorene Speisen aufwärmen oder auftauen und in Kürze duftend vor der Nase, wie frisch gekocht: möglich macht das die Mikrowolle. Entweder werden diese Geräte geliebt oder verachtet, denn immer wieder machen sich Zweifel über dieses Küchengerät breit. Gefährliche Strahlung, Nährstoffe und Vitamine werden im Essen zerstört und Schadstoffe entstehen. Doch sind diese Zweifel berechtigt?

In diesem Artikel erfahren Sie, wie schädlich die Mikrowelle wirklich für Gesundheit und Nährstoffe ist.

Geschichte der Mikrowelle: Von der Nachrichtentechnik zum Küchengerät

Wussten Sie, dass Mikrowellen zunächst gar nicht überwiegend für den heutigen Gebrauch eingesetzt wurden? Nach ihrer ersten Erprobung während des Zweiten Weltkriegs wurden die heutigen Küchengeräte vor allem in der Nachrichtentechnik eingesetzt.

Klingt heute unglaublich, war aber so. Die erzeugten Hochfrequenzstrahlen sind für Radar und Richtfunk von hoher Bedeutung. Die Mikrowelle wurde aber auch im Bereich der Lebensmittelindustrie genutzt, etwa zum Auftauen von Tiefkühl-Kost und zum Sterilisieren von Milch und Bier sowie zum Trocknen von Kräutern, Teigwaren und Pilzen.

Mikrowellenfunktion: Wie werden Lebensmittel und Getränke warm?

Garen, kochen, auftauen und aufwärmen von Lebensmitteln in der Mikrowelle unterscheidet sich erheblich vom traditionellen Kochen mit Gas oder Strom. Kochen Sie am Herd eine Mahlzeit, werden die Lebensmittel langsam erwärmt und gegart. In der Mikrowelle werden in wenigen Minuten bereits gekochte Lebensmittel erwärmt und ganze Gerichte gegart. Eine Revolution im Bereich der Essenszubereitung.

Durch die elektromagnetischen Wellen werden die Wassermoleküle in Speisen zu starken Schwingungen angeregt. Durch diese Schwingungen entsteht Wärme und die Lebensmittel werden warm und je nach Dauer sogar heiß. Da die Wassermoleküle quasi für die Erwärmung zuständig sind, werden Speisen und Getränke mit hohem Flüssigkeitsgehalt schneller warm, als eher trockene Nahrungsmittel. Beim Erwärmen von Speisen in der Mikrowelle sparen Sie im Vergleich zum Herd bis zu 80 Prozent Energie. Werden die Lebensmittel zu lange erhitzt, verbrennen diese. Das gilt aber auch für den Herd oder Backofen.

Übrigens werden Lebensmittel in der Mikrowelle oft ungleichmäßig warm, so kann etwa ein Kakao beim Trinken zunächst lauwarm sein und beim nächsten Schluck ziemlich heiß. Deshalb empfiehlt es sich, alles erst umzurühren und die Wärme zu verteilen. Oder lassen Sie nach Ablauf der Erhitzungs- oder Garzeit die Speise oder das Getränk einige Minuten im Gerät stehen, dadurch verteilt sich die Hitze am besten.

Glas oder Porzellan zum Aufwärmen in der Mikrowelle

Wichtig beim Aufwärmen oder Auftauen von Lebensmitteln in der Mikrowelle ist die Wahl Ihres Geschirrs. Am besten eignet sich Glas und Porzellan, aber auch spezielles Mikrowellen-Geschirr. Hingegen darf ein gewöhnlicher Plastikteller nicht einfach in die Mikrowelle. Ebenfalls haben metallische Utensilien oder Bestandteile, nichts in die Mikrowelle zu suchen.

Experten raten außerdem von Küchenutensilien aus Melaminharz ab, da die hohen Temperaturen in der Mikrowelle Melamin und Formaldehyd freisetzen könnten. Diese Bestandteile könnten dann in die Nahrungsmittel und Getränke gelangen und schädliche Auswirkungen auf Ihre Gesundheit haben.

Möchten Sie Ihre Mikrowelle nicht ständig reinigen, sollten Sie sich auch eine Abdeckhaube für Ihre Speisen und Getränke besorgen. Ansonsten könnten Speisen an der Oberfläche trocken werden und flüssige Lebensmittel die Mikrowelle von innen voll spritzen.

Strahlung einer Mikrowelle: Wie hoch ist sie?

Damit kalte Speisen warm werden sowie tiefgefrorenes taut und warm auf dem Teller liegt, braucht es Mikrowellenstrahlung. Eine Mikrowelle funktioniert mit hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung auf einer Frequenz von 2,45 Gigahertz. Übrigens nutzen auch Handys Frequenzen in diesem Bereich.

Die elektromagnetischen Wellen in Mikrowellen werden durch ein sogenanntes Magnetron erzeugt, welche in das Innere des Gerätes geleitet und von den Wänden des Garraumes reflektiert und gleichmäßig verteilt werden.

Das Küchengerät enthält abschirmende Bestandteile, sodass der Hersteller gewährleistet, dass während des Betriebs der Mikrowelle nur sehr wenig Strahlung nach außen gelangt. Eine geringe Strahlungsmenge, die sogenannte Leckstrahlung, kann in der Umgebung der Sichtblende und der Türen austreten.

Der festgelegte Grenzwert für die Leckstrahlung liegt bei fünf Milliwatt pro Quadratzentimeter in einem Abstand von fünf Zentimeter von der Geräteoberfläche. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat bei umfangreichen Messungen festgestellt, dass Mikrowellengeräte sich innerhalb des Grenzwertes befinden. Bei den Tests kam es zu keiner Überschreitung des Grenzwertes. Umso größer der Abstand zur Mikrowelle, desto stärker nimmt die Intensität der Strahlung ab.

Gefahr durch Mikrowellen für die Gesundheit?

Sind Mikrowellen-Strahlen denn für die Gesundheit schädlich? Die Forschung ist sich größtenteils darüber einig, dass bei Einhaltung der Grenzwerte durch die Hersteller weder die Erbsubstanz geschädigt noch Krebs ausgelöst wird.

Vor einigen Jahrzehnten sah die Meinung noch ganz anders aus, sodass 1976 der Gebrauch von Mikrowellen durch die damalige UdSSR sogar verboten wurde. Experimente zeigten, dass Mikrowellen Nahrungsbestandteile unnatürlich zerfallen lassen und Krebs erregende Verbindungen entstehen.

Mikrowellen in der Regel ungefährlich

Heutzutage ist sich die Wissenschaft aber darüber einig, dass Mikrowellen weitestgehend ungefährlich sind.

Sind die Mikrowellen technisch einwandfrei, besteht grundsätzlich keine gesundheitliche Gefahr für den Menschen, auch nicht für Kleinkinder oder Schwangere. Prinzipiell sollte eine unnötige Belastung mit hochfrequenten Feldern vermieden werden. Deshalb sollten Sie sich während der Zubereitung oder Erwärmung von Lebensmitteln nicht unmittelbar in der Nähe der Mikrowelle aufhalten. Insbesondere Kinder sollten nicht direkt neben dem Gerät stehen.

Schon in 30 Zentimeter Entfernung liegt die Strahlungsintensität deutlich unterhalb der erlaubten Grenze für die Umgebung. Mikrowellen arbeiten mit einer Frequenz von 2,45 Gigahertz, in diesem Bereich liegen auch Frequenzen von Handys. Bei einer Mikrowelle kommt noch Wärme hinzu, sodass dies theoretisch bedeuten könnte, dass es für den Menschen schädlich ist. Allerdings laut Forschung nur theoretisch.

Sind Mikrowellen krebserregend?

Ist die Mikrowelle intakt und technisch einwandfrei dringt fast keine Strahlung nach außen, da ein spezielles (Metall-) Gehäuse dies verhindert. Mikrowellen funktionieren in der Regel nur bei geschlossener Tür, sodass so auch keine großen Mengen an Strahlungen nach außen gelangen.

Laut der Wissenschaft kann eine Mikrowelle also kein Auslöser für Krebs sein.

Belastet die Mikrowellenstrahlung Lebensmittel und Speisen?

Im Prinzip könnten Sie täglich Speisen oder Getränke aus der Mikrowelle verzehren, ohne aufgrund der Strahlungen, gesundheitliche Bedenken zu haben. Laut Bundesamt für Strahlenschutz gibt es keinen Hinweis dafür, dass Vitamine im Essen zerstört werden und Schadstoffe entstehen.

Ein weiter Mythos rund um die Mikrowelle ist, dass durch das Garen oder Erwärmen in der Mikrowelle den Lebensmitteln Nährstoffe entzogen werden. Ein logischer und nachvollziehbarer Gedanke: Vitamine können allerdings nicht nur bei der Nutzung der Mikrowelle verloren gehen.

Verlieren Lebensmittel durch die Mikrowelle Nährstoffe?

Durch jede Koch- oder Garmethode können Nährstoffe verloren gehen. Wie stark sich die Nährstoffzusammensetzung verändert, hängt von Kochdauer und Temperatur ab, sowie der Menge an hinzugefügtem Wasser. So kann ein gesundes und nährstoffreiches Lebensmittel auch beim Kochen und Garen auf der Herdplatte zerkocht werden. Dadurch gehen ebenfalls wertvolle Vitamine verloren.

Einige Studien zeigen, dass bei der Mikrowelle der Gehalt an wertvollen Nährstoffen nicht geringer ist, als bei Speisen mit konventionellen Kochmethoden. Kochen Sie Gemüse zum Beispiel mit Wasser, gehen die wasserlöslichen Vitamine in das Kochwasser über und landen somit eher im Spülbecken als im Mund. Die Stabilität der wasserlöslichen Vitamine C und B wird laut Studien durch die Mikrowelle sogar weniger beeinträchtigt.

Fakt ist, dass einige Gemüsearten im Vergleich zur Zubereitung im Kochtopf, in der Mikrowelle und im Backofen, eine bessere Nährstoffbilanz aufweisen. Andere Sorten werden schonender im Kochtopf zubereitet. Deshalb kann nicht pauschal gesagt werden, dass die Zubereitung in der Mikrowelle Vitamine in Lebensmitteln zerstört.

Mikrowelle und Nährstoffe: Unterschiedliche Forschungsergebnisse

Einige Experimente zeigen zum Beispiel, dass die krebsvorbeugenden Antioxidantien in Brokkoli zu 97 Prozent durch die Mikrowelle zerstört wurden, hingegen es beim Kochen nur 66 Prozent sind. Andere Untersuchungen zeigen, dass der Brokkoli nach der Zubereitung in der Mikrowelle mehr Vitamine enthält. Für Verbraucher also gar nicht so einfach, die Lage einzuschätzen.

Zubereitung bei wasserlöslichen und fettlöslichen Vitaminen

Hitzeempfindliche Vitamine, wie Vitamin C oder B1, sollten besser kurz und schonend zubereitet werden. Es gilt also, Gemüse so vorsichtig, wie möglich zu garen, und am besten langsam dünsten, anstatt im Kochtopf, mit Wasser zu kochen.

Insbesondere bei einem Vitaminmangel sollten Sie Ihr Gemüse schonend zubereiten und zur Sicherheit auf die Zubereitung in der Mikrowelle und dem Kochtopf verzichten. Als Alternative und schonende Methode gilt das Dünsten von Gemüse.

Zusammenfassend bedeutet es, dass fettlösliche Vitamine von konventionellen und längeren Kochmethoden profitieren, stattdessen sollten wasserlösliche Vitamine schonend und kurz zubereitet werden. Das Lebensmittel entscheidet, ob die Mikrowelle schädlich für die Nährstoffe ist. Außerdem spielen Dauer und Temperatur eine Rolle.

Gefahren bei Mikrowellen: Was ist gefährlich?

Letztendlich gilt bei der Zubereitung und dem Erwärmen in der Mikrowelle, dasselbe wie bei der Zubereitung in Backofen oder auf dem Herd: Vorsicht heiß!
Ein bekanntes Problem bei Mikrowellen ist, dass diese ungleichmäßig erwärmen. So kann sich die Mahlzeit außen kaum warm anfühlen, im inneren ist diese aber sehr heiß. Vor allem bei Babynahrung sollten Sie sehr vorsichtig sein!

Wärme gleichmäßig in Speisen verteilen: Verbrennungen verhindern

Um diese ungleichmäßige Verteilung der Wärme zu vermeiden, sollten Sie die Speisen während der Erhitzung immer wieder umrühren. Besonders bei längerer Zubereitung oder Erwärmung großer Portionen sollten Sie die Mikrowelle anhalten und umrühren. Einige moderne Geräte haben bereits integrierte Funktionen, die diesen Prozess unterstützen und bei einer bestimmten Dauer automatisch stoppen, sodass umgerührt werden kann.

Anfällige Lebensmittel vorzugsweise ohne Mikrowelle garen

Grundsätzlich empfiehlt es sich Lebensmittel, die vor dem Verzehr gut durchgegart sein müssen, nicht in der Mikrowelle zu garen. Hackfleisch und Geflügel sollten Sie vorzugsweise auf dem Herd oder im Backofen garen, braten oder kochen.

Funkten und Lichtbögen in der Mikrowelle

Vielleicht haben Sie diese Warnung schon einmal gehört „Metall hat nichts, in der Mikrowelle zu suchen!“

Das stimmt! Manche Metallgegenstände können Funken oder Lichtbögen, wie kleine Blitze, in der Mikrowelle auslösen. Legen Sie Gegenstände aus Metall in die Mikrowelle und starten diese, können Funken oder Lichtbögen entstehen. Überwiegend Lichtbögen können in der Mikrowellengerät zu einem großen Schaden führen.

Alufolie und Teller mit Goldrand gehören nicht in Mikrowellen

Auslöser für diese Reaktion ist die physikalische Zusammensetzung der Mikrowelle: Treffen Mikrowellen auf Lebensmittel, werden diese von den Molekülen absorbiert. Dadurch werden die Moleküle in Bewegung gesetzt, insbesondere Wassermoleküle.

Metalle können die Wellen nicht absorbieren und reflektieren diese größtenteils. An der Oberfläche entwickeln sich, durch das elektrische Wechselfeld der Mikrowelle, Stromflüsse. Vorwiegend an scharfen Kanten und Ecken sehr dünner Metallgegenstände können starke elektrische Felder entstehen. Sprühende Funken in der Mikrowelle sind zum Beispiel bei einem Teller mit Goldrand typisch.

Problematischer als Funken sind Lichtbögen, diese entstehen, wenn ein Metallgegenstand besonders nah an die Mikrowellenwände kommt. Sind diese Wände ebenfalls aus Metall, entsteht zwischen den Metalloberflächen ein Lichtbogen. Dabei kann es einen Knall geben und sogar die Mikrowelle stark beschädigt werden.

Im besten Fall vermeiden Sie jegliche metallische Gegenstände in der Mikrowelle, auch Alufolien haben in diesem Gerät, nichts zu suchen.

Mittlerweile sind die Mikrowellen sehr modern und entsprechend höchsten Anforderungen konzipiert. Die Auswahl an Mikrowellen ist enorm, auch mit verschiedenen Erweiterungen. Mittlerweile gibt es sogar Mikrowellen mit integriertem Backofen. Welches Gerät zu Ihnen passt, hängt ganz von Ihren Bedürfnissen und Wünschen ab. Grundsätzlich gilt jedoch, dass Mikrowellen nicht schädlich sind und ihre Strahlung die festgelegten Grenzwerte nicht übersteigt. Außerdem können Sie sich selbst schützen, indem Sie sich bei der Zubereitung nicht direkt neben oder vor die Mikrowelle stellen.

Von Anastasia Johlen