Die Wahl eines Hausarztes oder Spezialisten ist eine der wichtigsten Gesundheitsentscheidungen, die Sie treffen werden und müssen. Gute Ärzte zu finden ist gar nicht so einfach, vor allen Dingen wenn eine dauerhafte und langfristige Arzt-Patientenbindung gesucht wird. Aber wie erkennen Sie überhaupt Ihren Dr. Right und was für eine Rolle spielen dabei Weiterbildungen, Technik und die Krankenkassen?
Mit diesen 8 Schritten und Strategien können Sie die Auswahl der Ärzte eingrenzen, eine abschließende Checkliste gibt Ihnen einen guten Überblick.
Meistens genügt der erste Blick ins Netz und Sie finden dort reichlich Informationen über einen Arzt; Bewertungsportale und Kommentarzeilen können bei der Arztsuche als Orientierungspunkt dienen. Aber Sie sollten diese Informationen mit Vorsicht genießen und Ihrem gesunden Menschenverstand vertrauen, denn ob die Beurteilungen stimmen oder nicht, ist eine ganz andere Frage. Bitte achten Sie dadrauf, dass Bewertungsportale und Beurteilungen im Internet gekaufte Texte sein können, die von Firmen und Unternehmen geschrieben werden. Am besten Hören Sie sich für eine Gesamteinschätzung zusätzlich im Freundes- und Bekanntenkreis um. Erkundigen Sie sich nach Erfahrungen von Freunden und dessen Freunden. Welchen Arzt besucht der Kollege, Kumpel oder die Mutter Ihrer Freundin? Und welchen Arzt aus welchen Grund eben nicht mehr. Wenn Sie dann die Meinungen aus dem Internet und von Privatpersonen zusammen setzen, können Sie im Allgemeinen einen guten ersten Eindruck vom Arzt gewinnen. Gibt es insgesamt nur überwiegend negative Erfahrungen im Netz und/oder bei Bekannten, spricht das für sich und Sie sollten die Finger von diesem Arzt lassen. Natürlich gilt auch, probieren über studieren.
Letztendlich müssen Sie für sich selbst entscheiden, was für Sie der richtige Arzt ist und was Dr. Right mit sich bringen muss. Denn Sie wissen am besten, was Sie brauchen und welche Bedingungen für Sie optimal sind. Überlegen Sie welche Aspekte für Sie am wichtigsten sind, und was bei Ihrem Arztbesuch eine wichtige Rolle spielt. Beeinflusst beispielsweise Ihre Wartezeit in einer Arztpraxis das Gesamtbild eines Mediziners oder spielt für Sie nur die Behandlung eine Rolle?
Diese Aspekte sollten Sie bitte bei der eigenen Beurteilung und bei fremden Beurteilungen beachten und voneinander trennen, denn jeder hat andere Vorstellungen und Ansprüche an einen Arzt und muss diese auf das eigene Interesse eingrenzen.
Ein weiteres Ausschlusskriterium für Ärzte kann sein, dass diese Sie nicht behandeln können bzw. die Kosten dafür nicht von Ihrer gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden. Handelt es sich bei dem Arzt um keinen Vertragsarzt, besteht keine Zulassung für die Behandlung von gesetzlich versicherten Patienten. Das heißt zwar der Privatarzt kann und darf Sie behandeln, die Kosten dafür müssen aber vollständig von Ihnen als Patient bezahlt werden, falls Sie in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert sind. Anders sieht das aus, wenn Sie privatversichert sind. Deshalb sollten Sie sich vor einem Arztbesuch erkundigen, ob es sich um eine Privatpraxis oder eine Vertragspraxis handelt bzw. welche Zulassung der Arzt oder die Ärzte haben. Dies ist vor allen Dingen hilfreich, wenn es sich um eine Gemeinschaftspraxis handelt.
Natürlich kommt es bei diesem Schritt darauf an, ob Sie einen Spezialisten suchen oder einen allgemein Mediziner für alltägliche Belangen. Suchen Sie einen Arzt für einen bestimmten Fachbereich, sollten Sie bitte auch auf diese Bezeichnung und Kennzeichnung achten. Denn nur Ärzte, die nach ihrem Grundstudium ein weiterbildendes Studium für den speziellen Fachbereich absolviert haben, dürfen die Facharztkennzeichnung an sich nehmen. In der Regel legen sich in Deutschland junge Ärzte nach der Approbation auf ein Fachgebiet fest, in dem diese dann als Assistenzarzt tätig sind und ihre ersten Berufsjahre verbringen. Nach erfolgreicher Facharztausbildung wird der entsprechende Titel erworben.
Bei einem Facharzt handelt es sich somit um einen Arzt mit mehrjähriger Weiterbildung in einem bestimmten medizinischen Fachbereich. Auch die Nachfrage nach Berufserfahrung und Weiterbildungen kann einen detaillierten Einblick in das Können des Arztes geben. Deshalb scheuen Sie sich bitte nicht, bereits vorher bei dem Arzt oder Praxisteam nachzufragen, falls Sie die Informationen zum Fachbereich des Arztes nicht im Internet finden.
Zu einem guten Arzt gehört auch ein gutes Umfeld: So sollten die Angestellten mit den Patienten ebenso respektvoll umgehen, wie der Arzt selbst. Suchen Sie nach einem effizienten und freundlichen Personal, dass auch nach mehreren Fragen kompetent handelt. Denn zur Gesundheitsfürsorge gehört nicht nur der Arzt, sondern das ganze Team. Ob Telefonate, Briefwechsel oder die Email, ein gut zusammengestelltes Team sollte immer erreichbar sein und versuchen Ihnen als Patient entgegen zu kommen. Sie sollten sich in der gesamten Praxis wohlfühlen, denn Ihr Wohl steht an erster Stelle. Dazu zählt unter anderem, dass Ihre Daten, Privatsphäre und Persönlichkeit sicher geschützt sind.
Bereits beim ersten Termin merken Sie als Patient schnell, ob Ihr Arzt gut und kompetent ist, oder ob für Ihn nur die Abrechnung und bestimmte Leistungen im Vordergrund stehen. Denn häufig trügt der erste Eindruck nicht. Sie sollten auch darauf achten, wie gut die Praxis organisiert und strukturiert ist: müssen Sie beispielsweise trotz Termin über eine Stunde warten, macht es eher einen negativen Eindruck von der Termin- und Behandlungsorganisation. Aber vergessen Sie nicht, beide Seiten der Medaille zu betrachten; denn ein volles Wartezimmer kann für eine „Massenabfertigung“ in der Behandlung stehen, aber auch für einen beliebten und kompetenten Arzt, der sich für jeden Patienten genug Zeit nimmt. Deshalb versuchen Sie sich in dieser Situation über die allgemeine Wartezeit mit Termin zu erkundigen, denn auch Notfallpatienten können einen Ablaufplan durcheinander bringen und für verlängerte Wartezeiten sorgen.
Beachten Sie während der Behandlung, ob sich der Arzt, beispielsweise auch trotz vollem Wartezimmer, besonders viel Zeit für Sie nimmt.
Das erkennen Sie an einem intensiven Vorgespräche, indem Sie über sich und Ihre Beschwerden erzählen. Handelt es sich bei Ihrem Arzt um einen guten Arzt, wird er auf einige Gesprächsinhalte genauer eingehen und sich etwa nach Medikamenteneinnahmen, Operationen und Ihrer Krankheitsgeschichte erkundigen. Zusätzlich haben Sie das Recht sich nach dem Behandlungsablauf und möglichen Nebenwirkungen zu erkundigen, ein kompetenter Arzt sollte Sie aber von selbst darauf aufmerksam machen und Ihnen ausreichend Informationen bezüglich dieser Dinge geben. Beachten Sie währen der Behandlung das Vorgehen Ihres Arztes, ist er beispielsweise behutsam und aufklärend oder beginnt er Sie ohne Informationen zu untersuchen. Jeder Schritt, vor allen Dingen bei dem Gebrauch von Gerätschaften und bestimmten Materialien, muss erklärt werden, besonders wenn Sie sich danach erkundigen.
Das Praxisteam und mögliche Angestellte sollten ebenfalls genau so kompetent sein. Haben Sie ein Auge darauf, wie das Team mit Ihnen und anderen Patienten umgeht. Dazu kann zum Beispiel folgendes zählen:
Natürlich sind diese Faktoren nach Ihren persönlichem Zustand, Interesse und Verhalten eingrenzbar oder erweiterbar. Trotzdem sollten Sie hier ebenfalls bedenken, dass es Einzelfälle und Situationen gibt, in denen Stress oder Terminfülle, das Verhalten und Handeln beeinflussen kann. Sie sollten bei Missverständnissen immer das direkte Gespräch mit den Betroffenen suchen. Dennoch dürfen Sie nicht vergessen, dass es zu dem Beruf in der Medizin dazu gehört, Stress und schwierige Situationen zu meistern. Unter anderem ist diese Fähigkeit von Management und Freundlichkeit, häufig ein Hinweis für einen guten Arzt und eine gute Arztpraxis. Weitere Aspekte könnten Ihre Bewertung über einen Arzt beeinflussen:
Beachten Sie aber bitte, dass Sie nicht gleich kopfüber entscheiden, wie Sie einen Arzt beurteilen, denn oft können Fragen und Unstimmigkeiten geklärt werden. Sie sollten und dürfen Anliegen und Wünsche in einer guten Praxis ansprechen. Und darauf sollte dann auch entsprechend reagiert werden. Haben Sie beispielsweise keinen behindertengerechten Zugang in die Praxis gesehen, kann dieser trotzdem vorhanden sein. Manchmal sehen Sie als Patient nur einen Bruchteil der gesamten Räumlichkeiten und betreten die Praxis durch einen Haupteingang. Trotzdem könnte ein besonderer Eingang für Rollstuhlfahrer vorhanden sein oder auch ein spezielles Wartezimmer für kranke, ansteckende Patienten getrennt von dem für gesunde Patienten. Sie sollten also bei der Suche nach einem guten Arzt und vor allen Dingen bei dem ersten Behandlungstermin alle offenen Fragen klären, denn so wissen Sie über die Praxissituation und Möglichkeiten Bescheid. Darauf können Sie Ihre Erfahrung aufbauen und den Arzt beurteilen.
Klar, fast jede Arztpraxis ist mit technischen Geräten ausgestattet. Aber ob diese Geräte auch wirklich in Gebrauch kommen oder mehr Dekoration als Behandlungsmethode sind, ist in einigen Fällen fraglich. Deshalb sollten Sie bitte auch darauf achten. Nicht nur die Untersuchungsgeräte spielen hierbei eine Rolle, sondern auch die allgemeine technische Ausstattung und Mobilität.
Das alles sind Fragen, die Sie sich bereits vor einer Terminabsprache stellen sollten. Dadurch können Sie erste Resonanzen ziehen und Ärzte nach Ihren Ansprüchen und Vorstellungen filtern.
Fragen über technische Ausstattung und den Gebrauch erfahren Sie häufig erst in der Behandlung vor Ort. Einige Praxen/ Kliniken präsentieren Ihre Behandlungsmethoden und Behandlungsgeräte aber auch online auf Ihren Webseiten. Hier steht wieder Ihr persönlicher Anspruch an den Arzt im Vordergrund. Ist es für Sie wichtig, dass Ihr Arzt mit der neusten Technik ausgestattet ist und wollen Sie über Erneuerungen in medizinischen Geräten aufgeklärt werden, dann könnten diese Punkte weitere Ausschlusskriterien für einige Ärzte sein oder eben Pluspunkte geben. In diesem Bereich ist auch der Fachbereich des Arztes von Bedeutung, zum Beispiel muss ein Allgemein Mediziner nicht unbedingt das neuste Ultraschallgerät haben, ein Radiologie sollte schon eher mit der Zeit gehen.
Aber auch der technische Service spielt bei der Bewertung eine Rolle: Können Sie sich Rezepte zuschicken lassen ohne vorher in Behandlung gewesen zu sein oder können Sie Nachrichten auf den AB sprechen, der regelmäßig abgehört und beantwortet wird, dann steht das schätzungsweise für einen sehr guten technischen Service der Arztpraxis. Weiter punkten können Ärzte, die sogar außerhalb der Sprechzeiten die Möglichkeit anbieten auf dem Anrufbeantworter oder per E-Mail Rezeptwünsche oder Terminwünsche entgegen zu nehmen und diese während der Sprechzeit abzuarbeiten. Zur weiteren technischen Ausstattung könnte zählen: digitaler statt „handgeschriebener“ Terminkalender, digitale Datensammlung der Patienten anstelle von Akten in Papierform oder die Möglichkeit Terminanfragen per Mail oder online zu stellen.
Beim ersten Arzttermin können Sie sich über Fort-und Weiterbildungen erkundigen, häufig hängen diese Zertifikate und Urkunden auch sichtbar in den Praxisräumen. Sie sollten hierbei bitte beachten, wie lange diese Fortbildungen oder Weiterbildungen her sind. Zertifikate sind schön und gut, aber nach 10 Jahren ohne Fortbildung ist dieser Arzt dann auch nicht mehr „Up to date“.
Sehr gut ist es, wenn ein Arzt regelmäßig Fortbildungen macht, also jährlich oder alle zwei Jahre, das zeigt Interesse für die medizinische Entwicklung oder bestimmte Fachgebiete. Auch sollten die Angestellten der Praxis zu Fortbildungsveranstaltungen gehen, denn nicht nur der Arzt sollte immer auf dem neusten Stand sein.
Es ist immer von Vorteil, wenn Sie einen Arzt als Hauptressource haben: Hierbei handelt es sich am häufigsten um den Allgemein Mediziner, auch als Hausarzt bekannt. Dieser Arzt ist dann bei alltäglichen und kleineren Beschwerden Ihre erste Anlaufstelle. Er kann Sie zu weiteren Fachärzten und Vorgehen beraten und informieren. Auch alltägliche Gesundheitsprobleme, wie eine Grippe oder ein verstauchter Knöchel, können bei Ihrem Hausarzt ohne weiteres behandelt werden. Zusätzlich kann Ihnen der Hausarzt Hinweise und Erfahrungen mit medizinischen Kollegen geben. Häufig empfehlen sich Ärzte gegenseitig, dabei sollten Sie bitte im Hinterkopf haben, dass dabei nicht nur das Interesse des Patienten im Vordergrund stehen kann, sondern auch die persönlichen Vorzüge der Ärzte. So kann es sein, dass Ärzte für bestimmte Leistungen oder Methoden Prämien erhalten; sie durch gegenseitige Weiterempfehlungen ihr Patientenaufkommen erhöhen und das trotz schlechter ärztlicher Leistungen, wodurch keine neutrale Einordnung des ärztlichen Könnens besteht. Vergessen Sie also nicht, dass die Medizin mittlerweile auch ein Geschäft ist.
Diese Checkliste sollte die wichtigsten Punkte eines guten Arztes abschließend zusammenfassen:
Wenn Sie diese Checkliste und die 8 Schritten vor einem Arztbesuch und während eines Termins beachten und beobachten, können Sie beurteilen, ob Ihr Arzt gut ist oder nicht. Trotzdem sollten Sie beachten, dass nicht nur der Arzt, seine Ausstattung und das Praxis Team einem guten Zusammenspiel im Weg stehen können, sondern auch Ihr Verhalten mit einspielt. So steht doch immer das persönliche Interesse der Patienten und auch die körperlichen Verfassung im Vordergrund. Menschen mit Behinderungen oder im Rollstuhl haben ganz andere Ansprüche, als ein Patient mit Schnupfen.
Mit unseren hilfreichen Schritten finden Sie bestimmt einen guten Arzt. Viel Erfolg!