Bei einer Mandelentzündung (Tonsillitis, Angina tonsillariis) liegt eine Entzündung der Gaumenmandeln vor. Die Mandeln befinden sich im Rachen und sind bei geöffnetem Mund links und rechts hinter dem Zäpfchen zu finden. Durch eine Entzündung der Mandeln haben die Patienten geschwollene Mandeln, starke Schmerzen im Hals und auch Schluckbeschwerden, oft kommt Fieber und Abgeschlagenheit hinzu.
Bei den Gaumenmandeln handelt es sich um ein wichtiges Abwehrorgan, an dem Viren und Bakterien zunächst vorbei müssen. Die Aufgabe der Mandeln ist es, die oberen Atemwege vor Krankheitserreger zu schützen.
Mandelentzündungen können in jedem Alter auftreten, jedoch kommt eine Tonsillitis häufiger im Kindesalter vor.
Typisch bei einer Mandelentzündung sind Halsschmerzen und geschwollene Mandeln sowie Schluckbeschwerden. Die Gaumenmandeln sind beidseits deutlich gerötet, angeschwollen und weißlich belegt.
Häufige Anzeichen und Symptome sind:
Weniger häufige Symptome sind:
Bei akuter Mandelentzündung kann die Oberfläche der Tonsillen hellrot und mit sichtbaren weißen Flecken oder Eiterstreifen bedeckt sein. Tonsillolithe (Mandelsteine) treten bei bis zu 10% der Bevölkerung häufig aufgrund von Mandelentzündungen auf.
Eher selten steckt eine Virusinfektion hinter der Mandelentzündung und umfasst Adenovirus, Rhinovirus, Influenza, Coronavirus und respiratorisches Syncytialvirus. Es kann auch durch Epstein-Barr-Virus, Herpes-Simplex-Virus, Cytomegalie-Virus oder HIV verursacht werden.
Meistens sind Bakterien verantwortlich für eine Mandelentzündung, es handelt sich somit um eine bakterielle Infektion, von der die Gruppe A β-hämolytische Streptokokken (GABHS), die Streptokokken verursacht. Eiter auf den Mandel ist ein typisches Anzeichen für einen bakteriellen Infekt.
Weniger häufige bakterielle Ursachen sind: Staphylococcus aureus (einschließlich Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus oder MRSA), Streptococcus pneumoniae, Mycoplasma pneumoniae, Chlamydia pneumoniae, Bordetella pertussis, Fusobacterium sp., Corynebacterium diphtheriae, Treponema pallidum und Neisseria gonorrhoeae.
Anaerobe Bakterien sind an der Mandelentzündung beteiligt und eine mögliche Rolle im akuten Entzündungsprozess wird durch mehrere klinische und wissenschaftliche Beobachtungen unterstützt. Unter normalen Umständen, wenn Viren und Bakterien durch Nase und Mund in den Körper gelangen, werden sie in den Mandeln gefiltert. In den Mandeln zerstören weiße Blutkörperchen des Immunsystems die Viren oder Bakterien, indem sie entzündliche Zytokine wie die Phospholipase A2 produzieren, die ebenfalls zu Fieber führen. Die Infektion kann auch im Rachen und in der Umgebung auftreten und zu einer Entzündung des Rachens führen. Manchmal wird Mandelentzündung durch eine Infektion von Spirochaeta und Treponema verursacht, in diesem Fall Vincent's Angina oder Plaut-Vincent Angina genannt.
Die Diagnose der beta-hämolytischen Streptokokken (GABHS) Mandelentzündung der Gruppe A kann durch die Kultur von Proben bestätigt werden, die durch Abstrich der Tonsillaroberflächen und der hinteren Rachenwand und deren Plattierung auf Schafsblutagar-Medium gewonnen werden. Die Isolationsrate kann durch Inkubation der Kulturen unter anaeroben Bedingungen und unter Verwendung selektiver Wachstumsmedien erhöht werden. Eine einzelne Halskultur hat eine Sensitivität von 90-95% für den Nachweis von GABHS (was bedeutet, dass GABHS tatsächlich in 5-10% der Fälle vorhanden ist).
Dieser geringe Prozentsatz an falsch-negativen Ergebnissen gehört zu den Merkmalen der verwendeten Tests, ist aber auch möglich, wenn der Patient vor dem Test Antibiotika erhalten hat. Die Identifizierung erfordert 24 bis 48 Stunden pro Kultur, aber schnelle Screening-Tests (10-60 Minuten), die eine Sensitivität von 85-90% haben, sind verfügbar. Ältere Antigen-Tests weisen die Oberfläche Lancefield Gruppe A Kohlenhydrate nach. Neuere Tests identifizieren GABHS-Serotypen mittels Nukleinsäuresonden (DNA) oder Polymerase-Kettenreaktion. Bei einem negativen Streptokokken-Schnelltest kann eine Bakterienkultur erforderlich sein. Eine echte Infektion mit GABHS ist willkürlich definiert als das Vorhandensein von >10 GABHS-Kolonien pro Blutagarplatte. Diese Methode ist jedoch wegen der Überlappung zwischen Trägern und infizierten Patienten schwierig zu implementieren. Ein Anstieg des Antistreptolysin O (ASO) Streptokokken-Antikörpertiters 3-6 Wochen nach der akuten Infektion kann einen retrospektiven Nachweis einer GABHS-Infektion erbringen und gilt als endgültiger Nachweis einer GABHS-Infektion. Erhöhte Werte der sekretierten Phospholipase A2 und des veränderten Fettsäurestoffwechsels bei Patienten mit Mandelentzündung können einen diagnostischen Nutzen haben.
Der Arzt kann mit speziellen Kriterien (Centor-Score) abschätzen, ob die Wahrscheinlichkeit einer Streptokokken-Infektion (Streptokokken der Gruppe A), also einer bakteriellen Mandelentzündung, besteht:
Bei Patienten ab 15 Jahren liegen folgende Symptome vor:
Sicherheit über die Ursache der Mandelentzündung kann jedoch nur ein Abstrich geben!
Die Mandelentzündung ist nicht nur eine Krankheit, sondern kann auch ein Symptom anderer Erkrankungen sein. So kann eine Mandelentzündung bei folgenden Krankheiten begleitend vorkommen:
Behandlungen zur Verringerung der Beschwerden durch Mandelentzündung umfassen:
Wenn die Mandelentzündung durch einen Virus verursacht wird, hängt die Dauer der Erkrankung davon ab, um welches Virus es sich handelt. In der Regel erfolgt eine vollständige Heilung innerhalb einer Woche, die Symptome können jedoch bis zu zwei Wochen andauern.
Gegen Halsschmerzen können Hausmittel Abhilfe schaffen, aus der Sicht der Schulmedizin werden bakterielle Mandelentzündungen mit einem Antibiotika eingesetzt. Bei einer chronischen Mandelentzündung oder häufig wiederkehrenden Symptomen kann eine Operation notwendig sein.
Wenn die Mandelentzündung durch Streptokokken der Gruppe A verursacht wird, dann sind Antibiotika nützlich, wobei Penicillin oder Amoxicillin die erste Wahl ist. Cephalosporine und Makrolide gelten als gute Alternativen zu Penicillin im Akutbereich. Ein Makrolid wie Erythromycin wird bei Penizillinallergikern eingesetzt. Personen, die die Penicillintherapie nicht vertragen, können auf eine wirksame Behandlung gegen Beta-Lactamase produzierende Bakterien wie Clindamycin oder Amoxicillin-Clavulanat ansprechen. Aerobe und anaerobe Beta-Lactamase produzierende Bakterien, die sich im Tonsillargewebe befinden, können die Gruppe A Streptokokken von Penicillinen "abschirmen".
Chronische Fälle können mit einer Tonsillektomie (chirurgische Entfernung der Mandeln) behandelt werden. Kinder haben nur einen bescheidenen Nutzen aus der Tonsillektomie bei chronischen Mandelentzündungen. Früher wurden die Mandeln sofort entfernt, mittlerweile wird zu einer Verkleinerung der Mandeln geraten oder gar keiner Entfernung. Bitte erkundigen Sie sich für solche Maßnahmen umfangreich bei Ihrem HNO-Arzt.
Nicht immer ist es notwendig, die Mandelentzündung ärztlich abklären zu lassen. Das sollten die Betroffenen jedoch selbst abschätzen, ob ärztlicher Rat notwendig ist oder die erste Behandlung mit Hausmitteln stattfindet. So muss nicht jede Mandelentzündung von einem Arzt behandelt werden, denn oft kommt diese Entzündung im Rahmen einer Erkältung. Ein Antibiotika hilft in dem Fall sowieso nicht.
Durch Bettruhe und Hausmittel können die Patienten der Mandelentzündung entgegen wirken. Linderung der Beschwerden verschaffen etwa:
Seit dem Aufkommen von Penicillin in den 1940er Jahren ist die Vorbeugung von rheumatischem Fieber und dessen Auswirkungen auf das Nervensystem (Chorea von Sydenham) und das Herz ein wichtiges Anliegen bei der Behandlung von Streptokokken-Mandelentzündungen. Jüngste Hinweise deuten darauf hin, dass die rheumatogenen Stämme der Gruppe A beta hämolytischen Streptokokken deutlich weniger verbreitet sind.
Dies stellt die Gründe für die Behandlung von Mandelentzündungen als Mittel zur Vorbeugung von rheumatischem Fieber in Frage. Komplikationen können selten Dehydrierung und Nierenversagen aufgrund von Schluckbeschwerden, verstopfte Atemwege aufgrund von Entzündungen und Pharyngitis aufgrund der Ausbreitung von Infektionen sein.
In chronischen/rezidivierenden Fällen (allgemein definiert als sieben Mandelentzündungen im Vorjahr, jeweils fünf Episoden in den vorangegangenen zwei Jahren oder drei Episoden in den vorangegangenen drei Jahren) oder in akuten Fällen, in denen die Gaumenmandeln so geschwollen sind, dass das Schlucken beeinträchtigt ist, kann eine Tonsillektomie durchgeführt werden, um die Mandeln zu entfernen. Patienten, deren Mandeln entfernt wurden, sind immer noch vor einer Infektion durch das restliche Immunsystem geschützt. Bei Streptokokken können sehr selten Erkrankungen wie rheumatisches Fieber oder Glomerulonephritis auftreten. Diese Komplikationen sind in den entwickelten Ländern äußerst selten, bleiben aber in den ärmeren Ländern ein großes Problem. Mandelentzündung im Zusammenhang mit Streptokokkeninfektionen (PANDAS) wird, wenn sie nicht behandelt wird, als Ursache für pädiatrische autoimmune neuropsychiatrische Störungen angenommen.
Ein Abszess kann sich während einer Infektion, typischerweise mehrere Tage nach Beginn der Mandelentzündung, lateral zur Mandeln entwickeln. Dies wird als peritonsillarer Abszess (oder Quinsy) bezeichnet. Selten kann sich die Infektion über die Mandeln hinaus ausbreiten, was zu einer Entzündung und Infektion der inneren Halsschlagader führt, die zu einer sich ausbreitenden Septikämieinfektion (Lemierre-Syndrom) führt. In jedem Fall ist bei einem Abszess hintern den Mandeln die ärztliche Untersuchung notwendig und nicht selten müssen die Patienten in einem Krankenhaus operativ behandelt werden.