Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich bei Jiaogulan (botanischer Name: Gynostemma Pentaphyllum) um eine asiatische Heilpflanze. Weitere gängige Namen sind „Unsterblichkeitskraut“ oder Fünf-Blatt-Ginseng.
Doch was macht diese Pflanze so besonders? Wie kommt sie zu ihrem vielversprechenden Namen? Für welche Belange ist sie einsetzbar?
Erfahren sie in diesem Artikel alles, was Sie über das „Kraut der Unsterblichkeit“ wissen sollten, um positive Effekte auf Ihre Gesundheit zu erzielen.
Verfolgt man die Geschichte von Jiaogulan zurück, finden sich die ersten Hinweise für die Anwendung im südlichen China zur Zeit von etwa 1.400 nach Christus. Schon damals wurden die Blätter der Pflanze als Tee zubereitet und mit Begeisterung getrunken.
Die Region Guizhou im Süden Chinas ist bekannt für ihre hohe Altersstruktur. Viele Menschen erreichen dort ein Alter von über 100 Jahren, was sie auf den regelmäßigen Konsum von Jiaogulan-Tee zurückführen. Daher hat sich auch der Name „Unsterblichkeitskraut“ oder im chinesischen „Xiancao“ herausgebildet.
In Japan wiederum wird die Pflanze häufig als „süße Teeranke“ bezeichnet, was auf ihren süßlichen-herben Geschmack hindeutet. Wissenschaftler haben in der Mitte der Siebzigerjahre herausgefunden, dass Jiaogulan von den Inhaltsstoffen sehr dem Ginseng ähnelt und genauso wie der Ginseng sogenannte Ginsenoside enthält.
Jiaogulan zählt zur Familie der Kürbisgewächse und ist auch in deutschen Gärtnereien erhältlich. Sie wächst rankend und benötigt einen windgeschützten und halbschattigen Standort. Als winterharte Pflanze hat man seine Freude an ihr von Frühjahr bis Herbst, wobei sie auch durchgängig in Innenräumen untergebracht werden kann. So kann man sich das ganze Jahr über an ihr erfreuen. Zu beachten ist jedoch, dass es sich bei Jiaogulan um eine Rankpflanze handelt, die entsprechend Platz benötigt und beim Wachsen in die Höhe bis an die 8 Meter erreichen kann.
Die vielversprechende Wirkung beruht auf den besonderen Inhaltsstoffen der Pflanze. Jiaogulan enthält eine Vielzahl von Saponinen. Es wird von 80 bis 100 Saponinen ausgegangen. Somit beinhaltet diese Pflanze weit mehr dieser wertvollen Inhaltsstoffe, als der Ginseng, dem lediglich rund 20 Saponine zugeschrieben werden. Somit kann man von einer mindestens viermal so starken Heilkraft, wie beim Ginseng sprechen.
Bei den Saponinen handelt es sich um sekundäre Pflanzenstoffe, die unterschiedliche Wirkungen aufweisen können. Gerade die im Jiaogulan enthaltenen Ginsenoside wirken beispielsweise positiv auf das Immunsystem sowie schmerzlindernd und beruhigend.
Neben den Saponinen verfügt Jiaogulan auch über Flavonoide. Diese haben eine antioxidative Wirkung und damit positiven Einfluss auf die Blutgefäße.
Sterole oder auch Sterine zählen ebenfalls zu den sekundären Pflanzenstoffen und verfügen über einen Aufbau, der sehr an Cholesterin erinnert. Somit besteht auch die Möglichkeit Jiaogulan in Bezug auf Fettstoffwechselstörungen einzusetzen.
Des Weiteren finden sich Polysaccharide als Inhaltsstoffe, die stimulierend auf das Immunsystem wirken. In Studien konnte gezeigt werden, dass bestimmte dieser Polysaccharide über antioxidative Wirkungen verfügen und zum Abfangen von zellschädigenden freien Radikalen beitragen.
Neben all diesen Stoffen verfügt die Pflanze auch über eine Vielzahl von Vitaminen, Spurenelementen und Aminosäuren, die natürlich zur Versorgung des Organismus beitragen und somit die Gesundheit unterstützen.
Der Vorteil von Jiaogulan ist: es wirkt als sogenanntes Adaptogen. Es wirkt ausgleichend und ermöglicht eine Anpassung an die Situation. Adaptogene, die beispielsweise auch in Pflanzen wie dem Rosenwurz vorkommen, werden gern in Phasen eingesetzt, in denen der Organismus Stress ausgesetzt ist. Hierzu zählen innere, d.h. emotionale und seelische Belastungen, körperliche Belastungen und auch Belastungen, die durch die Umwelt wirken. Bei einem „zu wenig“ wirkt ein Adaptogen stimulierend auf den jeweiligen Körperprozess, bei einem „zu viel“ wirkt es hemmend. Adaptogene dienen dementsprechend unterstützend, um die Balance wiederherzustellen und regulierend einzugreifen.
Nachdem Ihnen die Inhaltsstoffe des „Unsterblichkeitskrauts“ dargelegt wurden, geben wir Ihnen im Folgenden eine Übersicht über die sich daraus ergebenden Einsatzmöglichkeiten:
Wie bereits beschrieben, wirkt Jiaogulan als Adaptogen und kann somit zur Stressreduktion beitragen. Es hat einen ausgleichenden und stärkenden Effekt auf das Nervensystem und dient daher zur Beruhigung. Dies kann vor allem in der aktuellen Zeit, in der viele Menschen auf nahezu allen Ebenen unter Stress leiden, hilfreich sein.
Durch die antioxidativen Eigenschaften der Pflanze kann sich Jiaogulan positiv auf die Herzgesundheit auswirken. Es schützt das Herz, wirkt also kardioprotektiv, fördert die Durchblutung und beugt somit der Bildung von Blutgerinnseln vor. Als Adaptogen kann es auch eine regulierende Wirkung auf den Blutdruck haben und findet somit sowohl bei erniedrigtem als auch bei erhöhtem Blutdruck Anwendung.
Zusammengefasst kann Jiaogulan vorbeugend für Schlaganfälle und Herzinfarkte eingesetzt werden.
Die bereits erwähnten Polysaccharide haben eine positive Wirkung auf das Immunsystem. So wird es durch diese Inhaltsstoffe, aber auch durch die antioxidativen und ausgleichenden Eigenschaften zu einem Unterstützer der körpereigenen Abwehr.
Die in Jiaogulan enthaltenen Sterole bieten die Möglichkeit den Cholesterinspiegel auf natürlichem Wege zu senken. Blutfette können gesenkt werden und die Polysaccharide können sich positiv auf den Blutzuckerspiegel auswirken. Außerdem wirken die antioxidativen Inhaltsstoffe entzündungshemmend, da sie freie Radikale abfangen.
Die in Jiaogulan enthaltenen Adaptogene können sich positiv auf den Schlaf auswirken und auch den Hormonhaushalt regulieren.
Somit werden hier alle Bereiche, die in der westlichen Welt beim metabolischen Syndrom (erhöhter Blutdruck, Übergewicht, Diabetes Typ 2 und Fettstoffwechselstörungen) auftreten, angesteuert.
Verwendet werden die Blätter und das Kraut. Im ursprünglichen Sinne wird Jiaogulan als Tee verwendet. Hierzu können die Blätter in getrockneter Form oder auch frisch zubereitet verwendet werden. Es wird empfohlen einen Teelöffel der getrockneten Blätter des Krauts oder aber entsprechend 3 frische Blätter mit heißem Wasser aufzugießen und zugedeckt 10 Minuten ziehen zu lassen. Außerdem gibt es das Kraut in gepresster Kugelform, welches auch aufgegossen werden kann. Bei Heiltees empfiehlt es sich kurmäßig 1-3 Tassen pro Tag zu trinken, wobei nach etwa 4-6 Wochen eine Pause eingelegt werden sollte.
Ebenso können die frisch geernteten Blätter roh verzehrt werden oder auch in Salate, Dipps oder Smoothies gegeben werden.
Mittlerweile gibt es auch Präparate in Form von Kapseln, in denen sich das Extrakt aus getrockneten Jiaogulan-Blättern befindet. Ebenso wird es in Pulverform oder als Kraut angeboten.
Nimmt die Heilpflanze in der chinesischen Medizin einen wichtigen Stellenwert ein, so erkennt die EU bislang keine Wirkungsbeschreibungen an. Anerkannte Resultate der Forschung fehlen. Sie wird daher als „Neuartiges Lebensmittel“ oder auch „Novel Food“ deklariert und darf daher nicht als Lebensmittel oder als Tee angeboten werden. Das Kraut oder das Pulver wird somit als sogenanntes Potpourri oder als Duftkraut verkauft.
Möchten Sie sich noch ausführlicher mit dieser Pflanze beschäftigen oder sie eventuell sogar selbst bei sich anpflanzen oder anwenden, gibt es mittlerweile einige Bücher auf dem Markt, die hier noch tiefer in das Thema einsteigen.
Das Feld der Anwendungsgebiete ist breit und wenn man nach Nebenwirkungen sucht, wird man nicht wirklich fündig. Somit macht das „Kraut der Unsterblichkeit“ einen rundum vielversprechenden Eindruck. Jedoch gilt, wie bei Allem: die Dosis macht das Gift.
Sollten Sie den Einsatz von Jiaogulan für sich in Erwägung ziehen, ist es ratsam, sich im Vorfeld fachkundig beraten zu lassen. Dies gilt vor Allem, wenn Sie regelmäßig Medikamente einnehmen oder bereits an Vorerkrankungen leiden.
Von Janine Bellmann