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5 Gründe warum Sie die Finger von Säureblockern lassen sollten

5 Gründe warum Sie die Finger von Säureblockern lassen sollten

Nach einem guten, deftigen Essen und bei Stress oder Alkohol kann es passieren: Sodbrennen kommt auf. Grund dafür ist der Rückfluss von saurem Mageninhalt, auch als Reflux bekannt. Die Begleiterscheinungen sind häufig unangenehm und können Sodbrennen, saures Aufstoßen aber auch Schmerzen im Oberbauch sein. Viele greifen dann zu Säureblocker, die Abhilfe schaffen und Beschwerden lindern sollen. Aber wie gesund und hilfreich sind Säureblocker eigentlich?

1. Magensäure ist wichtig und Säureblocker sind gefährlich

Viele leiden unter Rückfluss von saurem Mageninhalt und greifen deshalb zu Säureblockern. Sie sind nicht verschreibungspflichtig und können so auch rezeptfrei erworben werden. Häufig lässt dies den Anschein erwecken, dass es sich deshalb um eine harmlose Arznei handelt. Aber bitte seien Sie vorsichtig, denn dies ist weit gefehlt. Denn es kann durch die Einnahme von Säureblockern nicht „nur“ zu einer Neutralisierung der bereits gebildeten Magensäure kommen, sondern einige Säureblockern stoppen die Produktion von Magensäure komplett. Und das kann für Sie auf Dauer zu gesundheitlichen Problemen führen, denn eine zwangsläufig niedriger Säurespiegel erhöht das Risiko für Osteoporose (Erkrankung des Skeletts).

Aufstoßende Magensäure kann zwar sehr schmerzhaft und nervig sein, aber sie hat auch sehr wichtige Funktionen in unserem Körper. Unter anderem ist sie für eine ausreichende Mineralstoffverwertung zuständig und ermöglicht die Verwertung von Calcium und Magnesium. Zusätzlich hat Magensäure die Aufgabe Krankheitserreger abzutöten, welche mit der Nahrung in unseren Magen gelangen. Säureblocker erhöhen den pH-Wert im Magen, wodurch die bakterienabtötende Wirkung der Magensäure verloren geht. Die Folge können Krankheiten, ausgelöst durch eine langzeitige Einnahme von Säureblockern, sein.

2. Säureblocker: Beeinträchtigen bei Kindern die Knochenentwicklung

Und nicht nur Erwachsene können unter Reflux leiden, häufig sind es auch Säuglinge, sogenannte Spuck- oder Speikinder, die einfach den Mageninhalt wieder ausspucken. Grund dafür ist aber nicht die falsche Nahrung, sondern eher ein noch nicht ausgereiftes Verdauungssystem, so schließt der Muskel zwischen Magen und Speiseröhre noch nicht richtig. Hierbei handelt es sich aber nicht um eine krankhaften Rückfluss der Magensäure, sondern um eine noch nicht ausgereifte Entwicklung. Eher selten entwickelt sich bei Kindern eine tatsächliche Refluxkrankheit.

Trotzdem bekommen immer mehr Säuglinge bereits Säureblocker und diese wirken sich bereits bei den Kleinsten auf die Entwicklung aus: Studien zeigen, dass Kinder, die schon im Säuglingsalter mit Säureblockern behandelt werden, in ihrer Kindheit häufig an Knochenbrüchen leiden. Es ist also nicht auszuschließen, dass die Medikamente eine gesunden Knochenentwicklung beeinträchtigen und die Knochen schwächen. Die Studien wurden von einem US-Forschungsteam des Walter Reed National Military Medical Center durchgeführt. Hierfür sammelten die Forscher von über 870.000 Kindern Daten, die zwischen 2011 bis 20013 geboren wurden und in den letzten zwei Jahren ärztlich behandelt wurden.

Erschrecken ist, dass 10 Prozent dieser Kinder in ihrem ersten Lebensjahr Säureblocker erhalten hatten. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass die Zahl der Knochenbrüche umso stärker stieg, je länger die Säureblocker eingenommen wurden.

3. Einige Säureblocker erhöhen das Sterberisiko um 50 Prozent

Am häufigsten werden Säureblocker vom Typ Protonenpumpeninhibitoren (PPI) oder Histaminrezeptorantagonisten (H2-Rezeptorantagonisten) verschrieben oder geschluckt. Diese Medikamente neutralisieren nicht die vorhandenen Magensäure, sondern hemmen in den Magenschleimhautzellen die Produktion der Säure.

Durch diese Säureblocker wird die Magensäurenproduktion vollständig gestoppt, weshalb Krankheitserreger im Magen Platz finden. Ist keine Magensäure vorhanden, weil die Säureblocker die Produktion verhindern, kann sie nicht ihrer Aufgabe als Schutzschild und Abwehr gegen Keime und Erreger im Magen gerecht werden. Durch eine Studie ist anzunehmen, dass sich deshalb Krankheitserreger, wie Streptokokken und Staphylokokken, im Magen und sogar in der Lunge ausbreiten. So kann auf einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Säureblockern und Lungen- sowie Bronchialinfekten geschlossen werden.

Ebenfalls zeigen sich in Studien mit PPI-Anwendern, dass ein erhöhtes Sterberisiko vorhanden ist. Im Vergleich von Histaminrezeptorantagonisten Patienten und PPI-Anwendern zeigt sich bei den PPI-Patienten in der gleichen Anwendungsdauer (Einnahme 1 bis 2 Jahre) ein um 50 Prozent erhöhtes Risiko in den nächsten fünf Jahren zu sterben (Studie: Washington University School of Medicine in St. Louis/Missouri 2017).

Weiterhin können folgende Nebenwirkungen bei der Einnahme von Säureblockern auftreten:

  • Magen-Darm-Beschwerden: Blähungen, Übelkeit, Durchfall etc.
  • die Entstehung von Nahrungsmittelallergien ist begünstigt
  • Mineralstoffe und Spurenelemente können nicht mehr vollständig aufgenommen werden.
  • die Leberwerte können sich nach einer mehrwöchigen Einnahme verschlechtern
  • eine langfristige Einnahme erhöht die Gefahr einer chronischen Nierenerkrankung
  • die Infektionsgefahr steigt: Lungenentzündungen, Salmonelleninfektionen
  • die Vermehrung von Magenkeimen, die Magenschleimhautenzündungen und Magengeschwüre begünstigen ist gegeben
  • Einnahme in der Schwangerschaft kann das Allergierisiko steigern, das Immunsystem negativ beeinflussen und das Risiko erhöhen später Asthmatiker zu werden (Forschung Universität of Edinburgh 2017)

Festzuhalten ist: Je länger Säureblocker und vor allen Dingen PPI eingenommen wird, desto stärker sind die Nebenwirkungen und um so höher ist das Risiko an den PPI-Folgen vorzeitig zu sterben.

4. Säureblocker machen quasi süchtig

Die Mittel machen nicht wirklich süchtig, aber Sie als Anwender gewöhnen sich bereits nach einigen Wochen an die abgeschwächten oder sogar verschwundenen Beschwerden. Und setzen sie PPI ab sind die Beschwerden, wie Sodbrennen, meistens schlimmer als vorher. So kann es auch sein, dass PPI als „Magenschutz“ eingenommen wird und vorher keine Beschwerden aufgetreten sind, diese jedoch nicht selten mit Absetzen der Säureblocker auftreten. Dies führt zu einem Kreislauf, aus dem es schwierig ist, wieder rauszukommen. Deshalb sollten Sie zu Alternativen greifen und gar nicht erst zu Säureblockern.

5. Säureblocker sollen nur bei konkreten Krankheiten genommen werden

In einigen Fällen liegt der Fehler aber gar nicht bei Ihnen als Patient, sondern nicht selten bei Ärzten, die das Medikament verschreiben. Unter anderen bei Spuckkindern im Säuglingsalter, obwohl dort häufig keine Refluxkrankheit vorliegt, sondern das altersbedingte Spucken der Grund für die Beschwerden ist. Ursprünglich wurde bei schwerwiegenden Krankheiten der Säureblocker verschrieben, so zum Beispiel bei Magenbluten, der Refluxkrankheit oder Speiseröhrenkrebs.

Bitte versuchen Sie sich bei bestimmten Symptomen nicht selbst zu behandeln und lassen sich sich von einem medizinischen Spezialisten untersuchen und therapieren. Denn nicht jedes Arzneimittel ohne Rezeptpflicht ist auch ungefährlich. Es gibt auch Hausmittel und alternative Behandlungsmethoden bei Sodbrennen, Aufstoßen, Übelkeit oder sogar Erbrechen.

Alternativen zu Säureblockern- wenn die Beschwerden da sind:

Säuglinge/ Kleinkinder

mögliche Gründe:

  • zu viel Obst und Fruchtsaft (enthalten viel Säure)
  • hektisches trinken oder füttern
  • zu große Mahlzeiten
  • bei Stillkindern kann auch die Essgewohnheit der Mutter eine Rolle spielen

mögliche Lösung:

  • Ernährung und Trinkverhalten überprüfen, hierbei können Ernährungs- und Stillberater oder eine Hebamme helfen
  • eine Kuhmilchunverträglichkeit ausschließen
  • kleinere Mahlzeiten, aber öfter
  • bestimmte Stillpositionen

Erwachsene & auch Schwangere

  • prüfen in welchen Situationen die Beschwerden auftreten (Stress, nach bestimmten Lebensmitteln, Alkohol)
  • Schwangere sollten vorher ärztlichen Rat einholen, aber diese Produkte dürften keine negativen Auswirkung auf das Ungeborene haben: Mandeln, Milch, ungesüßter Naturjoghurt, Kamillentee, Kartoffelsaft, Süßholzwurzel, Angelikawurzel (Engelwurz)

Vorbeugend: Vollkornprodukte zu den Hauptmahlzeiten, fettarm kochen, Kartoffelsaft, Liegeposition in der Nacht verändern

Nicht immer sind Arzneimittel die beste Lösung, auch natürliche Produkte und alltägliche Lebensmittel können z.B. bei Sodbrennen und Magenbeschwerden Abhilfe schaffen. Am besten erkundigen Sie sich für Ihre Behandlungsmöglichkeiten auf Naturbasis bei Ihrem Arzt oder Apotheker.

Von Anastasia Johlen